Was steckt hinter dem besten Club der Welt?
Redakteurin Johannah fliegt dieses Jahr mit ihren Friends nach Ibiza. Da ist die wichtigste Frage natürlich: Wo sollen sie feiern gehen? Johannah macht sich an die Recherche und wird fündig!
Redakteurin Johannah fliegt dieses Jahr mit ihren Friends nach Ibiza. Da ist die wichtigste Frage natürlich: Wo sollen sie feiern gehen? Johannah macht sich an die Recherche und wird fündig!
[“Let’s Go” by David Guetta playing: “I had the wildest dream last night. In Ibiza, right across from Ushuaia, there was a fucking DJ in the Bathroom…”]
Als ich in die Suchmaschine meines Vertrauens "Ibiza, feiern" eingebe, werden mir unzählige Listen ausgespuckt. Alle versprechen mir “die besten und bekanntesten Clubs Ibizas” zu kennen. Eines fällt sofort auf: Für so eine kleine Insel wie Ibiza gibt es ganz schön viele Feier-Möglichkeiten. Aber welcher Club ist nun der beste? Wo müssen wir unbedingt den Abend verbringen?
Ich suche weiter… Und dann fällt mir ein, dass es eine einfache Antwort auf meine Frage gibt: Die Top 100 Clubs 2025. Im April veröffentlicht das DJ Mag zum 20. Mal die Liste der, nach Abstimmung, 100 besten Clubs der Welt. Ich klicke auf den Artikel und auf Platz eins steht in fetten schwarzen Buchstaben: Hï Ibiza. Jackpot! Schon zum vierten Mal in Folge holt der Club den Titel auf die balearische Insel und bricht damit bestehende Rekorde. Aber was macht diesen Club zum besten der Welt? Und warum sprechen immer alle von der Toilette? Max Styler berichtet: “Als wir reinkommen, haben wir gemerkt, dass sogar auf der Toilette eine fette Party stattfindet. Das war so wild.”
[“Let’s Go” by David Guetta playing: “We going to Hï – Let’s go…”]
2017 öffneten sich die weißen Pforten des Hï direkt an der legendären Playa d’en Bossa zum ersten Mal. Doch die Geschichte beginnt bereits einige Jahre früher: Vor dem Hï bespielt nämlich das Space den Ort. Ende der 80er Jahre übernimmt Pepe Rosello den Raum. Er hat die Erlaubnis, den ganzen Tag geöffnet zu haben, solange er irgendwann für zwei Stunden schließt. Carl Cox ist dort 15 Jahre lang der Resident DJ. Mit Nächten wie We love Space on the Terrace und Music is Revolution macht er das Space zum “superclub”. Und Ibiza zu dem, was es heute ist.
Nach 27 Jahren ist dann aber Schluss mit dem Space. Unter Tränen wird der letzte Track gespielt, alle liegen sich in den Armen und damit endet diese Ära. Aber nicht für lang! Die Firma The Night League, das sind die Köpfe hinter dem Ushuaïa, übernehmen die Location und verwandeln es in einen der modernsten Clubs der Welt. The Theatre, Club Room, Magic Garden, Secret Garden und Wild Corner – so heißen die neuen Räumlichkeiten. In jedem von ihnen findet man eine andere Atmosphäre. Das Theatre ist zum Beispiel wie ein klassisches italienisches Amphitheater designt und soll “eine enge Verbindung zwischen Artists und Publikum herstellen”.
Auf ihrer Website heißt es: “Offiziell der weltweit führende Club. Wir bieten ein 360-Grad-Nachtleben-Erlebnis mit den besten DJs der Welt, einer unglaublichen Inszenierung und vielem mehr.” Das DJ Mag lobt im jährlichen Ranking vor allem die ständigen Innovationen bei Beleuchtung, Soundsystem und Line-ups.
Ich will's genauer wissen und frage einige Hï Residents, was ihrer Meinung nach den Club so besonders macht. Hannah Laign ist die erste weibliche Headlinerin, die den Club Room bespielt, sie übernimmt jeden Montag von Mitte Juni bis Ende September und sie liebt das Feeling im Hï Ibiza. John Summit findet: “Es ist cool, dass ich meine eigene Produktion mitbringen kann, um eine große Show auf die Beine zu stellen – wie bei einem Festival. Meine Auftritte sind schließlich mehr als nur meine Musik, es sind Licht, Visuals, eine ganze Show. Andere Clubs setzen weniger Wert darauf.” Max Styler, der vorhin schon von seiner Toilette Erfahrung erzählt hat, ist nicht nur DJ, er ist auch privat gerne im besten Club der Welt zu Besuch: “Das erste Mal, als ich dort gefeiert habe, war ich überwältigt! Ich glaube, Ghetto hat gespielt. Es war eine krasse Erfahrung.”
Und was sagen normale Clubbesucher? “Schon beim Reinkommen, spürst du, hier wurde an jedes Detail gedacht. Das Design ist futuristisch, die Technik absolute Weltklasse, der Sound ist druckvoll und glasklar, die Lichtshow atemberaubend, die Atmosphäre elektrisierend. Egal in welchen Raum du gehst, jeder hat seinen eigenen Vibe”, sagt Vito. Er hat einige Jahre auf Ibiza gelebt und erzählt mir, dass er fast jeden Tag im Hï war: “An ein Erlebnis erinnere ich mich besonders. David Guetta hat aufgelegt, ich glaube Forever Young lief, und alle Gäste im Club haben dieses Glücksgefühl gespürt. Wir haben uns angeschaut und umarmt. Wir haben uns alle umarmt, weil die Atmosphäre einfach besonders war." Zwei Sachen, die ich aber öfter höre: Es sei viel zu voll und viel zu teuer. “Wir haben auch nichts zu trinken gekauft. Da drin kann man sich fast gar nichts leisten, besonders nicht, wenn man in einer Gruppe ist”, erinnert sich Skye. Der Berliner ist im letzten Monat für die 24 Stunden Ibiza Challenge zum Hï gereist. Ich schaue nach: Ein reguläres Ticket für Samstagabend mit Resident Black Coffee kostet 100€. Für die VIP-Experience muss man schon eine vierstellige Summe auf den Tisch blättern. Aber schließlich tanzt man auch im besten Club der Welt, zur Musik von den besten DJs der Welt. Im Club wird es wohl nicht günstiger: Longdrinks sollen zwischen 20 und 26€ kosten. Ein Wasser allein 14.
Ibiza ist längst keine unschuldige Balearen-Insel mehr, sondern ein gewaltiges Geschäft mit der Party. Ein Megnet des internationalen Tourismus, der jährlich 14 Millionen Besucher:innen anzieht. Ein Mekka für Partywütige. Ich denke bis zu unserem Urlaub, muss ich noch ein wenig sparen, denn jetzt will ich selbst erleben, worüber alle sprechen!
Für Skye hat sich der Hype um Ibiza nicht bestätigt, er geht lieber weiterhin in den Clubs der Hauptstadt feiern. Wobei ein neuer Club auf Ibiza dieses Berliner Underground Gefühl jetzt aufgreifen will: Tomodachi. Der Club befindet sich in Ibiza-Stadt, ist relativ klein und es gibt eine strikte No-Phone-Policy auf der Tanzfläche. Die Veranstalter:innen setzen auf lange Sets, warme Beleuchtung, ein hochwertiges analoges Soundsystem und wenig Schnickschnack drumherum – so sollen sich die Gäste voll in der Musik verlieren können. Das Tomodachi macht es anders als die großen Bühnen und damit erinnert es stark an die Anfänge der Insel, als in verlassenen Bauernhäuser Raves veranstaltet wurden. Heute findet man auf der weißen Insel Clubs, die zu den größten und besten der Welt gehören – Vorneweg das Hï Ibiza.
Von Johannah Hainke