Danca
Martin Michel
Danca
Feel Good Friday

Support für die nächste Generation

Wie können aufstrebende DJs und Produzent:innen in der elektronischen Szene heute wachsen? Ein Blick auf die Initiative Musik zeigt, warum gezielte Förderung für aufstrebende Artistsentscheidend ist.

Elektronische Musik lebt von neuen Ideen, von Bewegung und von Menschen, die ihren eigenen Sound entwickeln wollen. Gleichzeitig wird es für junge DJs und Produzent:innen immer schwieriger, diesen Weg dauerhaft zu gehen. Studiozeit, Produktionen, Promotion oder Touren kosten Geld, und längst nicht alle können sich das aus eigener Tasche leisten. Genau hier setzt die Initiative Musik an, eine Förderung im Auftrag der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien. Es sollen vor allem junge und aufstrebende Artists im Bereich Rock, Pop, Jazz, Hip-Hop und elektronischer Musik unterstützt werden. 

Alicia ist Teil der Jury der Initiative Musik und betreut dort den Bereich Electronic Dance und Experimental Music. Sie kennt die Szene aus unterschiedlichen Perspektiven, arbeitet selbst als DJ, Produzentin und Bookerin und weiß daher, wie herausfordernd es geworden ist, Musik hauptberuflich zu machen. Genau diese Realität kennt Danca, DJ und Produzentin, nur zu gut. Sie wird aktuell von der Initiative Musik gefördert. „Wenn du irgendwas reißen willst oder etwas produzieren möchtest, musst du immer Geld dafür zahlen“, beobachtet sie. Die finanzielle Unterstützung ist gerade für Menschen wichtig, „die nicht aus dem wohlhabendsten Haushalt kommen“, sagt Danca. Förderung bedeute deshalb vor allem, reale Arbeitsbedingungen zu verbessern, etwa ein Studio mieten zu können, Tracks vorzuproduzieren oder mit anderen Produzent:innen zu arbeiten. Dazu kommen Marketingmaßnahmen, Release-Partys oder sogar eigene Clubtouren, die mithilfe der Förderung realisiert werden können. Neben der finanziellen Unterstützung ist für Danca aber auch die emotionale Wirkung der Förderung entscheidend: „Es ist ein großer Motivationskick für mich. Zu wissen, dass eine Jury an das eigene Projekt glaubt, gibt mir Rückhalt und Selbstvertrauen.“ 

 

Danca beim Festival
Martin Michel
Danca beim Festival

Alicia erklärt, dass es bei einer Bewerbung wichtig ist, freiberuflich als Producerin, als DJ oder Ähnliches tätig zu sein. Oder bereits einen Managementvertrag, ein Booking oder einen Agenturvertrag zu haben und gemeinsam mit der Agentur einen Förderantrag zu stellen. Wenn die Bewerbung abgeschickt wurde, wird sie mit Sorgfalt geprüft. In ihrer Juryarbeit achtet Alicia besonders auf musikalische Qualität, aber auch auf andere Faktoren: „So gerne ich solide gemachte Musik mag, liebe ich es, wenn da noch etwas Neues und Innovatives dabei ist. Wenn ich einen Puls höre.“ Innovation braucht es, damit sich die elektronische Musik mit einer neuen Generation weiterentwickeln kann. Die Jury achtet außerdem auf Professionalität. Auch Reichweite, Social-Media-Präsenz und Streamingzahlen fließen in die Bewertung ein, denn heute gehe es auch darum, ob ein Projekt über die eigene Stadt hinaus funktioniert: „Es ist von Vorteil, dass man nicht nur lokal bekannt ist, sondern deutschlandweit. Wir wollen aufstrebende Künstler:innen fördern, die gerade dabei sind, sich eine wirklich coole Karriere aufzubauen.“ 

Danca hat genau diese Kriterien erfüllt: Sie ist bereits seit einigen Jahren DJ und Produzentin, spielt in Clubs in ganz Deutschland und kann einen gut kuratierten Social-Media-Auftritt vorweisen. Irgendwann ist sie jedoch an einen Punkt gestoßen, an dem sie ohne finanzielle Unterstützung nicht den nächsten Schritt gehen konnte, weshalb sie sich bei der Initiative Musik bewarb. Ihr Ziel ist es, sich im nächsten Jahr als Live-Musikerin zu etablieren: „Ich habe selbst ausgewählt, dass ich das ein Jahr lang machen möchte“, erzählt sie. „In der Bewerbung habe ich genau gesagt, was ich in diesem Jahr machen möchte, und dann auch einen Finanzplan vorgelegt.“ Danca hat die Zusage zur Förderung schlussendlich bekommen, auch wenn der Bewerbungsprozess für sie oft herausfordernd war. „Das ist tatsächlich das, was die meisten Künstler abschreckt“, sagt sie über den bürokratischen Aufwand. Sie rät anderen Artists, sich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn es beim ersten Mal nicht klappt. „Einfach immer wieder versuchen“, appelliert die DJ. Jede Bewerbung sei ein Lernprozess, und es gebe viele Fördermöglichkeiten, nicht nur bei der Initiative Musik. Dranzubleiben könne am Ende entscheidend sein, um den eigenen Weg weiterzugehen. 

Das rät auch Alicia: Entscheidungen der Jury seien oft eine Frage von Timing und begrenzten Mitteln. Deshalb sei es wichtig, dass „man Absagen echt nicht persönlich nimmt“, betont Alicia. Sie erzählt, dass die Juryarbeit teils nicht einfach sei. Es gebe Momente, in denen sie persönlich begeistert sei, ein Projekt aber trotzdem nicht gefördert werden könne. „Manchmal ist es meine Herzensmusik, aber hier geht es nicht um mich“, sagt sie. Deswegen will auch sie Artists ermutigen, sich erneut zu bewerben und den Mut nicht zu verlieren. 

Ein zentraler Auftrag der Initiative Musik ist Vielfalt. Gefördert werden sollen nicht nur bestimmte Artists und Genres. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven sollen eine Chance bekommen. „Bei unserer Arbeit geht es um die Verbreitung von deutscher Musik, auch ins Ausland. Besonders wichtig ist uns aber, dass auch Artists mit Migrationshintergrund und queere Artists gefördert werden“, erklärt Alicia. Förderung sei am Ende immer auch eine Frage von Gerechtigkeit und Zugang. 

Von Johannah Hainke