Paul Kalkbrenner "The Essence"
Mit The Essence veröffentlicht Paul Kalkbrenner nach sieben Jahren wieder ein Album, das die Energie seiner frühen DJ-Tage mit der Reife seines erwachsenen Ichs vereint.
Mit The Essence veröffentlicht Paul Kalkbrenner nach sieben Jahren wieder ein Album, das die Energie seiner frühen DJ-Tage mit der Reife seines erwachsenen Ichs vereint.
In einer Wohnung mitten in Berlin, sitzt Paul Kalkbrenner zwischen Fernsehern im 60er-Jahre-Stil, massiven Holzmöbeln und Palmen. Bis zu den Haushaltsgeräten ist alles durchdacht. Seine Einrichtung erfüllt jedoch nicht nur einen dekorativen Zweck: Sie ist Teil seines kreativen Prozesses. Ein Lebens- und Kreativraum, der ebenso durchdacht ist wie Kalkbrenners Musik. „Wenn ich hier sitze, fühle ich mich einfach komplett anders. Es ist ein großes Kunstwerk. Fast größer als mein Album“, erklärt er. Während die Musik des DJ und Produzenten emotional entsteht, erforderte die Einrichtung akribisches Wissen über Materialien, Design-Epochen und Beleuchtung: „Ich habe über die 70er Jahre und Mid-Century Design bis heute viel gelernt.”
Sein neues Album The Essence ist Paul Kalkbrenners erstes Album seit sieben Jahren. Aufgenommen und produziert hat er es von seiner Berliner Wohnung aus. Da stellt sich schnell die Frage, ob sein Zuhause und die beeindruckende Einrichtung auch seine Musik beeinflusst hat. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, findet Kalkbrenner. „Aber es hilft sich in seinen vier Wänden wohlzufühlen.”
Seine Musik ist seinerseits ein Spiegel seiner Persönlichkeit und Erfahrung. Nach Jahren, in denen er sich auf einzelne Singles konzentrierte, entschied er sich, wieder ein komplettes Album zu produzieren. Eines, dass die Entwicklung seiner Musik über die letzten Jahre aufzeigt. „Ich empfinde es als mein bestes Album [...]. Es ist auf ganz natürliche Weise entstanden. Ohne, dass es einen einzigen Filler-Song gebraucht hätte”, erklärt Kalkbrenner.
Die Herangehensweise von Kalkbrenner hat sich über die Jahre verändert. "Alles ist überlegt, aber wirkt spontan“, beschreibt er seinen Kreativprozess. Früher musste er noch direkt vor dem Rechner sitzen, um seine Songs zu formen, heute kennt er seine Stücke so gut, dass er sie praktisch „nebenbei“ bearbeiten kann. Kalkbrenner erzählt: „Sobald ich wieder im Studio bin, setze ich all die zuvor überlegten Schritte ganz intuitiv um. Manchmal sogar mit geschlossenen Augen! In nur zwei Minuten entsteht dann mit ein paar Klicks der Song, oft inklusive Arrangement und dem Zeitpunkt, wann welches Element einsetzt.“ Alte Beats und Melodien werden dabei gezielt wiederverwendet, während Skizzen, die nicht mehr passen, konsequent aussortiert werden. Gleichzeitig bleibt ein Stück der Unbefangenheit erhalten, die Kalkbrenner in seinen frühen Jahren geprägt hat. „Ich benutze noch die Unbedarftheit des jungen Paul Kalkbrenner“, versichert er. „Da sind Melodien dabei, auf die ich heute gar nicht mehr kommen würde.“
Die Tracks selbst spiegeln die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart wider. Die erste Single, NINETY-TWO, greift ein Sample aus den frühen 90ern auf und ist fast instrumental. Kalkbrenner beschreibt den Track als eine Art Zeitreise: „Er lehnt an dem Sound von damals an und interpretiert, wie er sich bis heute entwickelt hätte.“
Ein weiteres Highlight ist der Track QUE CE SOIT CLAIRE – was übersetzt so viel bedeutet wie “dass das mal klar ist” – der von verrückter Verliebtheit handelt. Für den Song kollaboriert er mit Stromae, der die Vocals eingesungen und gesprochen hat.
Für Kalkbrenner sollen die Hörer:innen von The Essence vor allem eines spüren: Vertrautheit. „Die echten Fans werden sich sofort zu Hause fühlen“, sagt er. Zugleich soll das Album zeigen, dass kommerzieller Erfolg nicht im Widerspruch zu künstlerischer Integrität stehen muss: „Es bewegt sich genau in dem Rahmen, in dem man noch sagen kann: Das ist letztendlich keine kommerzielle Musik.“
The Essence blickt tief in die Vergangenheit und ist gleichzeitig fest im Hier und Jetzt verankert. Das Album lädt dazu ein, Kalkbrenners vertraute Klänge neu zu entdecken und auf eine emotionale Reise durch Zeit, Gefühl und Sound zu gehen.