Australien feiert – und Indigene Kulturen feiern mit
Vom Darwin Festival bis zu geheimen Bush Doofs: Wie Musikveranstaltungen in Australien Räume für Respekt, Teilhabe und echte kulturelle Begegnung schaffen.
Vom Darwin Festival bis zu geheimen Bush Doofs: Wie Musikveranstaltungen in Australien Räume für Respekt, Teilhabe und echte kulturelle Begegnung schaffen.
Das Darwin Festival ist ein mehrtägiges Kultur- und Musikfest im tropischen Norden Australiens. Es findet in einer Region statt, in der der Anteil der indigenen Bevölkerung so hoch ist wie nirgends sonst im Land. In einem Land, das historisch von der Ausgrenzung der First Nations geprägt ist, setzen Events wie dieses ein starkes Zeichen: Kulturelle Teilhabe statt kultureller Aneignung.
Das Darwin Festival ist dabei längst nicht das einzige Beispiel. Auch in der alternativen Festivalkultur Australiens – etwa bei den sogenannten Bush Doofs – ist der Umgang mit indigener Kultur respektvoll. Diese oft mehrtägigen Outdoor-Raves finden tief im australischen Busch statt, häufig auf Land, das für viele indigene Communities spirituelle Bedeutung hat. Und gerade weil das so ist, ist es inzwischen fester Bestandteil vieler Doofs, dass Veranstaltungen mit traditionellen Begrüßungsritualen, Tänzen und Gesängen indigener Gastgeber:innen eröffnet werden. Damit wird nicht nur Raum für Respekt geschaffen, sondern auch Teilhabe ermöglicht, die weit über symbolische Gesten hinausgeht. Die Kultur der First Nations ist hier sichtbar, hörbar, fühlbar.
Auch auf künstlerischer Ebene wächst die Präsenz indigener Stimmen – etwa im Rahmen von First Frequency, einem Projekt, das gezielt Schwarze und indigene Artists aus Australien fördert. Dabei treffen elektronische Musik, Clubkultur und indigene Identität aufeinander. Artists wie DJ PGZ oder RONA. verbinden ihre kulturelle Herkunft mit elektronischen Klängen und schaffen so neue Räume des Ausdrucks und der Selbstermächtigung. Es geht nicht nur darum, aufzulegen, sondern auch darum, gehört zu werden – in einer Szene, in der diese Stimmen lange unterrepräsentiert waren.
Ob Großevent wie das Darwin Festival oder alternative Raves wie Bush Doofs: In vielen Teilen der australischen Festivallandschaft gelingt es inzwischen, indigene Menschen nicht auszuschließen, sondern einzubeziehen. Ihre Perspektiven, ihr Wissen und ihre Kultur werden geachtet – und gefeiert. Und das ist nicht nur schön, sondern auch längst überfällig.
Von Anna Westermann