ADE Szene Update
Das ADE zeigt, wie sich die Clubkultur verändert: Immersive Sounds machen Musik fühlbar, OneLibrary bringt DJs zusammen und Off-Locations holen den Rave zurück zu seinen Wurzeln.
Das ADE zeigt, wie sich die Clubkultur verändert: Immersive Sounds machen Musik fühlbar, OneLibrary bringt DJs zusammen und Off-Locations holen den Rave zurück zu seinen Wurzeln.
Beim Amsterdam Dance Event (ADE) spricht das Unternehmen L-Acoustics aus Frankreich mit dem italienischen Duo “Voices from the Lake” über Immersive Musik. Immersive Musik verbindet modernste Technologie mit kreativer Klanggestaltung und verspricht, die Art und Weise, wie wir elektronische Musik hören, fühlen und erleben, grundlegend zu verändern. Mit innovativen Surround-Sound-Konzepten, 3D-Audio und interaktiven Elementen soll Immersive Musik die Clubkultur revolutionieren und öffnet Künstler:innen völlig neue Wege, ihre Sounds in Raum und Emotion zu übersetzen.
Immersive Musik steht für ein völlig neues Hörerlebnis. Statt dass der Klang nur von links und rechts kommt, entsteht eine dreidimensionale Klanglandschaft, in der sich Töne von oben, unten, vorne, hinten und aus allen Richtungen bewegen können. Die Musik umgibt die Hörer:innen vollständig, so dass sie sie körperlich erleben können. Beats rollen wie Wellen über das Publikum, Bässe bewegen sich durch den Raum, und Melodien scheinen direkt an einem vorbeizuziehen.
L-Acoustics treibt die Entwicklung neuer Systeme maßgeblich voran. Der renommierte Hersteller professioneller Soundsysteme entwickelt seit den 1980er-Jahren innovative Beschallungstechnologien für Konzerte, Theater und Festivals weltweit. Mit seiner L-ISA Immersive Technologie hat L-Acoustics ein System geschaffen, das ein echtes 360-Grad-Sounderlebnis ermöglicht. Dabei werden einzelne Elemente eines Musikstücks, wie Beats, Bass, Melodie und Stimme voneinander getrennt und können in Echtzeit präzise im Raum positioniert werden. Für DJs und Live-Acts bedeutet das, dass sie Klangobjekte während ihrer Performance direkt steuern und so Musik räumlich erlebbar machen können.
Um dieses Hörerlebnis möglich zu machen, stehen die Künstler:innen in der Mitte des Raumes, während das Publikum im Kreis um sie herumtanzt. Und die Lautsprecher hängen ebenfalls in einem Kreis angeordnet von der Decke und um die runde Tanzfläche herum. So kann der Sound von allen Seiten kommen.
Ab 2026 soll das neue System auch in weiteren Locations weltweit installiert werden. Damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch in deutschen Clubs und auf Festivals immersive Klangräume entstehen. Die Bewegung entfernt sich vom klassischen Stereo-Sound hin zu einem Erlebnis, das man nicht nur hört, sondern mit dem ganzen Körper spürt.
Zwei der größten Namen der DJ-Welt tun sich zusammen und lösen damit eines der ältesten Probleme der Branche: die fehlende Kompatibilität zwischen DJ-Systemen. AlphaTheta (Pioneer DJ) und Native Instruments bringen ein gemeinsam Projekt auf den Markt: OneLibrary. Das offene Musikbibliotheksformat soll es endlich ermöglichen, Musikdaten plattformübergreifend zu nutzen, unabhängig davon, ob man mit rekordbox, Traktor, oder künftig vielleicht sogar anderen Systemen arbeitet.
Bislang mussten sich DJs meist für ein Ökosystem entscheiden. Wer einmal mit rekordbox begann, blieb meist dort und wer seine Playlists, Cue-Punkte oder Beatgrids in Traktor anlegte, konnte diese kaum in anderen Programmen verwenden. Das führte oft zu doppelter Arbeit, inkompatiblen USB-Sticks und endlosen Workarounds.
Mit OneLibrary soll damit Schluss sein. Das neue System, das beim ADE offiziell vorgestellt wurde, speichert zentrale DJ-Daten wie Playlists, Cue-Punkte, Beatgrids und Waveforms in einem einheitlichen Format. Diese Daten können dann zwischen unterschiedlichen Programmen und Geräten ausgetauscht werden. Egal, ob man vom Laptop auf den Club-Player, von der Cloud auf den USB-Stick oder direkt vom Smartphone auflegt.
Doch AlphaTheta geht noch einen Schritt weiter: Mit dem neuen CDJ-3000X-Player öffnet der Hersteller den Zugang direkt zu mobilen Geräten und Streamingdiensten wie Spotify, Deezer, Tidal oder SoundCloud. Damit entfällt das mühsame Hin- und Herschieben von Musikdateien und der klassische USB-Stick wird optional. Durch den Internetzugang können DJs spontan auf nahezu jede Musikquelle zugreifen, was das Auflegen und Suchen nach Musik wesentlich einfacher machen könnte.
Während sich Clubs und Festivals Anfang der 2000er und 2010er etablierten, gewinnen Illegale Raves und spontane Pop-up-Partys an den abgelegensten Orten in den letzten Jahren wieder an Popularität. In einer Zeit, in der viele Clubs ums Überleben kämpfen und Veranstaltungen immer stärker reguliert werden, zieht es viele wieder hinaus. Die Rave-Kultur kehrt damit zu ihren Wurzeln zurück.
Das Publikum hat sich verändert und mit ihm auch das Bedürfnis nach Freiheit, musikalischer Vielfalt und einem Hauch von Rebellion. Kaum ein kommerzielles Event fördert diesen Spirit so sehr, wie das ADE: “Jedes Mal, wenn ich beim ADE bin, feiern wir mindestens einmal an einem verrückten Ort” sagt SUNSHINE LIVE Reporterin Resi. “Im Zug, im Blumenladen, in der Kirche, auf einer privaten Suite, auf dem Boot oder im Kran. Da fehlt eigentlich nur noch das Flugzeug, mal sehen, wann das kommt. Spannend finde ich, wie kreativ die Leute in Amsterdam werden.“
Besonders hängen geblieben ist ihr ein Moment, der zeigt wie die Szene sich immer neue Orte zu eigen macht: “Ich wollte einfach nur umsteigen im Hauptbahnhof, unten bei der U-Bahn. Auf einmal höre ich aber lauten Bass. Ich dachte mir: ‘Moment, da geht doch irgendwo eine Party!’ Ich bin die Rolltreppe runter und sehe hunderte Leute, die richtig wild am Raven sind. Winziges DJ-Pult, ein paar Lichter, und zack ging’s schon ab.” Ein Ort, der normalerweise für Pendler und Alltag steht, verwandelte sich für ein paar Stunden in einen vollen Dancefloor.
Das Bedürfnis nach außergewöhnlichen Orten wächst. Durch die ständige Suche nach neuen, unentdeckten Räumen entwickelt sich die Szene weiter. Was früher improvisiert war, wird heute auch oft bewusst inszeniert: Pop-up-Raves oder temporäre Clubs schaffen neue Anreize. Das ADE spielt dabei eine zentrale Rolle. Jahr für Jahr zeigt es, dass elektronische Musik mehr als nur Club kann. Der Szene nimmt sich heute Locations, die man am wenigsten erwartet. Das ADE setzt in diesem Sinne immer neue Standards und trägt dazu bei, dass die elektronische Musik lebendig bleibt.