Weval "Chorophobia"
Das gefeierte niederländische Elektronikduo Weval hat mit Chorophobia sein bislang wohl spannendstes Album veröffentlicht.
Das gefeierte niederländische Elektronikduo Weval hat mit Chorophobia sein bislang wohl spannendstes Album veröffentlicht.
Harm Coolen und Merijn Scholte Albers, die beiden Köpfe hinter Weval, bringen die Platte über das Ninja Tune Sublabel Technicolour heraus. Mit ihrem vierten Album stellen sich Weval einer ganz eigenen Angst. Seit ihrer Debüt-EP Half Age im Jahr 2013 sind sie in der Dance-Szene fest verankert. Mit ihrer fünfköpfigen Liveband spielten sie Festivals wie Nuits Sonores, Lowlands, Primavera, Best Kept Secret, Pukkelpop, ADE, MS Dockville, die Fusion oder das Maifeld Derby. Trotzdem wollten sie nie einfach als reiner Floorfiller-Act gelten. Als sie auf den Begriff Chorophobie stießen, was so viel bedeutet wie Angst vor dem Tanzen, erkannten sie darin eine gewisse Ironie und nahmen die Herausforderung an. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir immer mit einer ‚Zuhör‘-Mentalität an unseren Platten gearbeitet“, sagt Harm mit Blick auf die Vorgänger The Weight (2019) und Remember (2023). „Uns wurde klar, dass wir während unserer gesamten Reise als Produzenten Angst davor hatten, Tanzmusik zu machen.“
Der Sprung ins kalte Wasser führte zu den bisher extrovertiertesten Tracks des Duos. Erste Anzeichen dafür gab es schon auf der groovigeren Night Versions EP von 2024. Mit Chorophobia sind Weval nun konsequent einen Schritt weiter gegangen. „Wir wollten uns auf eine Art und Weise engagieren, die sich noch immer befreiend und wahrhaftig anfühlt“, erklärt Harm. Dass das Album als Dance-Platte bezeichnet werden kann, bedeutet für sie weniger eine Kehrtwende, sondern vielmehr eine Befreiung von den Grenzen bestimmter Kategorien.
Dieser offene, genreübergreifende Ansatz schafft Platz für guilty pleasures, höhere BPMs, große Drops und einen deutlichen Zuwachs an Hi-Hats. Das titelgebende Intro könnte als Soundtrack eines 70er-Jahre-Horrorfilms dienen, bevor Acid-Synths übernehmen und direkt in den spiralförmigen Aufbau von Movement überleiten. Just Friends klingt so, als könnte es mühelos auf einer Tame Impala Platte erscheinen, während das funklastige Better an die Motown-Ära erinnert. Head First verstärkt durch die Vocals des Bruders von Club-Liebling Kilimanjaro – bringt zusätzliche Energie, ebenso wie Dopamine. Das subtilere Mercator wiederum schlägt eine Brücke zu den älteren Veröffentlichungen von Weval.
Mit elf Songs ist Chorophobia ein Album, das von Anfang an zum gemeinsamen Erleben gedacht ist. Es wird langjährige Fans glücklich machen, die ihre Klangwelt seit Jahren schätzen, und gleichzeitig neue Hörerinnen und Hörer erreichen. Weval beweisen damit, dass das, was einem am meisten Angst macht, am Ende oft die spannendste Entscheidung ist.
Im Herbst 2025 gehen die beiden auf große Headliner-Tour. Neben Terminen in der Schweiz stehen auch Konzerte in Köln am 5. November, in Hamburg am 6. November und in Berlin am 8. November im Festsaal Kreuzberg auf dem Plan.