Sex, Drugs & … Selfcare? Der neue Körperkult der DJs
Immer mehr DJs verabschieden sich von Klischees rund um Exzess und Partynächte. Stattdessen rücken Fitness, mentale Gesundheit und Routinen in den Fokus – was steckt dahinter?
Immer mehr DJs verabschieden sich von Klischees rund um Exzess und Partynächte. Stattdessen rücken Fitness, mentale Gesundheit und Routinen in den Fokus – was steckt dahinter?
Ich fühle mich besser als je zuvor.
„Es war eine unglaubliche Reise, auf der ich viel über gesunde Ernährung, smartes Training, richtige Regeneration und den Umgang mit Stress gelernt habe. Wir haben gesehen, wie inspirierend das für viele Menschen war“, erzählt Armin van Buuren, einer der bekanntesten DJs Europas. Offen spricht er über seine Auszeit, in der er seinen gesamten Lifestyle umkrempelte. Mit Erfolg: Nicht nur auf dem Cover der Men’s Health präsentierte er sich, er ist vor allem gesünder denn je. Dieser neue Lebensstil zieht Kreise in der Szene. Immer mehr DJs teilen ihre Routinen, die eng mit Sport und Ernährung verbunden sind.
DJ Falk, Moderator bei SUNSHINE LIVE, selbst seit über 25 Jahren in der elektronischen Musikszene, hat mit unzähligen Größen gesprochen. Er beobachtet den Trend schon länger: „David Guetta war der Erste, bei dem mir der Wandel Richtung Fitness aufgefallen ist“, erinnert er sich. Auch James Hype, John Summit und Marten Hørger haben ihren Umgang mit Körper und Gesundheit überdacht. John Summit etwa läuft vor seinen Sets 10K und veranstaltet Community-Runs mit seinen Fans. Statt Alkohol, Drogen und endloser Partynächte geht es heute um Schlaf, Erholung und Balance. Sind die Zeiten von „Sex, Drugs und Techno“ also vorbei?
Seit ich Sport mache, sind meine Hangover nicht mehr so stark.
Lange galten Drogen, Alkohol und durchfeierte Nächte als untrennbar mit dem DJ-Leben verbunden. Doch immer mehr bekannte Artists zeigen über Social Media, wie sie wirklich leben wollen. Ihren „echten Lifestyle“. Sie distanzieren sich bewusst von alten Klischees. Im öffentlichen Diskurs sind Psychische Gesundheit, Körperbewusstsein und Bodypositivity schon längst angekommen. Es geht darum, den eigenen Körper wahrzunehmen, ihn zu pflegen und so zu akzeptieren, wie er ist und das schlägt auch in der elektronischen Musikszene Wellen.
Konkrete Beispiele zeigen, wie sehr sich die Prioritäten verschieben: Der Job verlangt Nächte voller Auftritte, Jetlag und ständiger Performance-Druck. Um das durchzuhalten, setzen viele, anders als früher, bewusst auf Sport. So sagt Alle Farben: „Seit ich Sport mache, sind meine Hangover nicht mehr so stark.“ Ein fitter Körper hält länger stand, auch im Ausnahmezustand. Armin van Buuren fasst es zusammen: „Sport ist ein Investment in die Karriere. Je älter DJs werden, desto klarer wird, dass der frühere Lebensstil nicht mehr funktioniert.“ Auch Carmen Electro findet man muss als DJ fit sein. Wer körperlich nicht belastbar ist, zahlt am Ende mit der Gesundheit. Regelmäßiger Sport steigert nicht nur die Ausdauer, sondern auch das Selbstwertgefühl und die mentale Stärke.
Der neue Fokus vieler DJs auf Fitness und mentale Gesundheit wirkt auf den ersten Blick positiv. Doch er findet in einer Gesellschaft statt, die stark auf Selbstoptimierung und äußere Perfektion fixiert ist. Aus gesunden Routinen kann schnell Druck entstehen. Soziale Medien verstärken diese Obsession. DJs wie MORTEN zeigen ihren aktiven Lebensstil mit Sport, gesunder Ernährung und durchgetaktetem Alltag auch online. Das sieht gut aus, ist aber für viele kaum machbar: zu teuer, zu durchgeplant, schwer mit einem normalen Berufs- oder Familienleben vereinbar. Was fehlt, sind Bilder von Pausen, von Akzeptanz, auch wenn mal nicht alles perfekt läuft.
Für viele DJs handelt es sich nicht nur um ein intrinsisches Verlangen nach einem gesunden Lebensstil, sondern um eine Vermarktungsstrategie. Immer mehr DJs sind heute auch Influencer:innen. Sie verkaufen nicht nur Musik, sondern ihre ganze Persona. Der Körper wird zur Bühne, der Lifestyle zur Marke.
Der Wunsch nach Kontrolle in einer stressigen Welt, in einem stressigen Job ist verständlich. Sport und Ernährung können helfen, sich besser zu fühlen. Doch der Druck, mithalten zu müssen, ist groß. Viele vergleichen sich ständig, statt auf sich selbst zu hören: Was tut mir gut? Was brauche ich wirklich? Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für genau diese Dynamik. DJs ändern ihren Lebensstil nicht nur, um beruflich leistungsfähig zu bleiben – sondern auch, weil sie erkannt haben, dass dauerhafter Exzess nicht nachhaltig ist. Viele setzen heute auf einen körperlich wie mental ausbalancierten Lebensentwurf. Wie Armin van Buuren sagt: „Ich fühle mich besser als je zuvor.“