Lawrence Hart "Come In Out Of The Rain"
„Im Kern ist es eine emotionale Garage-Platte“, sagt Lawrence Hart über sein Debütalbum Come In Out Of The Rain. Wir haben mit ihm über seinen Weg zur elektronischen Musik und sein Album gesprochen.
„Im Kern ist es eine emotionale Garage-Platte“, sagt Lawrence Hart über sein Debütalbum Come In Out Of The Rain. Wir haben mit ihm über seinen Weg zur elektronischen Musik und sein Album gesprochen.
Der 35-jährige Produzent aus dem Süden Londons mag für viele ein neuer Name sein, doch seine musikalische Reise begann vor fast 30 Jahren. Als Enkel von Geoff Tootill – dem Mitentwickler des ersten programmierbaren Computers der Welt – war sein Weg in die elektronische Musik fast schon vorherbestimmt. Er entdeckte schon früh seine Leidenschaft für Musik. Mit fünf bekam er eine Trompete, später lernte er Jazz, spielte mehrere Instrumente und produzierte mit zwölf erstmals Musik. Nach einem Jazzstudium in New York spielte er mit Größen wie Bob Mover. Inspiriert von Künstlern wie Four Tet wandte er sich der elektronischen Musik zu. Mit George Fitzgerald arbeitete er an Fading Love, 2018 erschien seine erste EP. Come In Out Of The Rain ist nun sein Debüt als Solokünstler. Dass Lawrence heute elektronische Musik macht und produziert, passt also perfekt in dieses familiäre Erbe.
Bekannt wurde er durch atmosphärische Remixe für Künstler wie Foals und Black Box, Kollaborationen mit George Fitzgerald und Alan Fitzpatrick sowie eine Reihe eigener Singles, die u. a. von Pete Tong, Floating Points, The Blessed Madonna, Joy Anonymous und Dixon unterstützt wurden. Lawrence hat dabei einen Sound entwickelt, der zwischen Verletzlichkeit und Härte pendelt – irgendwo zwischen den beschleunigten R’n’B-Samples von Burial und der melancholischen Euphorie eines Fred again..
Mit Come In Out Of The Rain will er Kontraste schaffen - die technische, fast maschinelle Seite seiner Musik trifft auf tiefe Gefühle. Das Album basiert vor allem auf Vocal-Samples aus vergessenen R’n’B-Platten der 90er. Musikalisch bewegt es sich von der cineastischen Melancholie von NoMoreLuv4u, über den Bicep-ähnlichen Clubtrack Closer To You bis hin zur kraftvollen Explosion von Hear Ur Heartbeat. Immer wieder durchzogen von clever eingesetzten, beschleunigten R’n’B-Samples, flirrenden Synths und ambienten Momenten der Zerbrechlichkeit.
SSL: Wie hast du zu elektronischer Musik gefunden?
L: Mein Großvater hat den ersten programmierbaren Computer erfunden – ich bin also quasi mit Computern aufgewachsen. Schon als Kind war Technik ständig um mich herum. Als ich etwa zehn war, habe ich zusammen mit meinem Vater einen eigenen Computer gebaut. Naja, ehrlich gesagt hat er wahrscheinlich den Großteil gemacht, aber er hat mir alles gezeigt und mich eingebunden. Der Grund war ganz einfach: Ich wollte meine eigene Spielkonsole, um nicht immer seinen Computer benutzen zu müssen. So habe ich früh angefangen, mich mit Software und Technik zu beschäftigen – und als ich später zur elektronischen Musik kam, hat sich das für mich einfach ganz natürlich angefühlt.
SSL: Und produzieren war dann selbstverständlich für dich?
L: Angefangen habe ich eigentlich mit Musik für Jazz-Ensembles, die ich auch selbst notiert habe. Dann bin ich langsam in Richtung Sampling gegangen, habe Trompete und Keyboards aufgenommen, Gitarrenpedale ausprobiert – und schließlich hat mir ein Freund Ableton gezeigt. Ab da war ich völlig begeistert. Ich habe angefangen, all diese Elemente zu kombinieren, und das war der Moment, in dem ich so richtig in die Musikproduktion eingestiegen bin.
SSL: Was bedeutet dir Vinyl?
L: Vinyl macht ein Album für mich richtig „real“. Ich denke bei einem Longplayer sofort an die klassische LP – und damit an Vinyl. Mein Label Domino legt auch viel Wert auf Vinyl-Veröffentlichungen, sie haben ein treues Publikum, das Platten liebt. Ich selbst bin kein Vinyl-DJ, aber ich höre sehr gerne Schallplatten. Dieses bewusste Hinhören – sich hinsetzen, eine Platte auflegen und sie komplett durchhören – das ist etwas ganz Besonderes. Gerade heute, wo man beim Streamen so schnell hin und her springt.
SSL: Warum hast du mit deinem ersten Album so lange gewartet?
L: Das Projekt unter meinem Namen, Lawrence Hart, gibt es eigentlich erst seit etwa sieben Jahren. Davor war ich in Bands aktiv und habe für andere produziert. Es ist also zwar mein erstes Soloalbum, aber ich habe schon viele Platten gemacht – nur eben für andere. Und ehrlich gesagt: Ich wollte lange gar kein Album machen. Mir haben EPs und kleinere Projekte gereicht. Es hat einfach gedauert, bis ich so schnell schreiben konnte, dass ein Album auch wirklich in einem Rutsch entstehen konnte – bevor ich das Interesse an den eigenen Tracks verliere. Früher war es oft so: Wenn das Album fertig war, konnte ich mit der Hälfte der Stücke nichts mehr anfangen. Jetzt war das zum ersten Mal anders – und darum ist das Album jetzt da.
SSL: Was hat dich zu dem Album inspiriert?
L: Der Hauptantrieb war, aus mir herauszukommen. Ich wollte nicht mehr nur alleine im Studio sitzen und Musik für mich selbst machen. Ich hatte das Bedürfnis, etwas zu schaffen, das ich mit anderen teilen und erleben kann. Etwas, das nicht nur für mich funktioniert, sondern bei dem ich selbst loslassen kann – und hoffentlich auch andere dazu inspiriere, das Gleiche zu tun, während sie die Musik hören.
SSL: Gibt es etwas, was du mit Come In Out Of The Rain vermitteln möchtest?
L: Ich möchte Musik machen, die es Menschen ermöglicht, Emotionen zu fühlen – und loszulassen. Viele der Tracks drehen sich genau darum: sich echten Gefühlen hinzugeben, sie zuzulassen. Und ich will, dass das auch im Club funktioniert. Mein Ziel ist, dass man tanzt – und gleichzeitig etwas spürt. Dass sich Emotion und Bewegung verbinden.
SSL: Und wie ist das bisherige Feedback?
L: Ich habe viele schöne Nachrichten bekommen – Menschen schreiben mir, dass sie das Album als eine Reise empfinden, die ihnen viel bedeutet. Das berührt mich sehr. Bis jetzt war das Feedback durchweg positiv und dafür bin ich echt dankbar.
Lotus Bloom
NoMoreLuv4u
Closer To You
Out Of The Rain
Just Belong
Still But Still Moving
Love U Bring
Hear Ur Heartbeat
The Wind Cry
Fucking Mega [E]
Daydreamers
The Wave Cry