Innovation aus Zürich: Gel schützt vor Alkohol
Forschende an der ETH Zürich haben ein neues Gel entwickelt, das Alkohol im Magen in ungefährliche Essigsäure umwandelt, noch bevor er ins Blut gelangt.
Forschende an der ETH Zürich haben ein neues Gel entwickelt, das Alkohol im Magen in ungefährliche Essigsäure umwandelt, noch bevor er ins Blut gelangt.
Innovatives Protein-Gel der ETH Zürich reduziert Alkohol im Körper und mindert gesundheitsschädliche Auswirkungen. Ihre Studien an Mäusen zeigen, dass das Gel den Blutalkoholspiegel um bis zu 50% senken kann und gleichzeitig den Körper vor möglichen Schäden schützt. Wir haben mit Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien an der ETH Zürich gesprochen:
Noah: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Anti-Alkohol-Gel zu entwickeln?
Mezzenga: Die Idee basiert auf früheren Forschungen, bei denen wir ähnliche Proteinfasern untersucht haben. Diese wurden mit Eisen-Nanopartikeln kombiniert, um im Magen Ethanol in Essigsäure umzuwandeln. Unser Ziel war es, diese Technologie weiterzuentwickeln, um die schädliche Wirkung von Alkohol zu reduzieren.
Noah: Könntest du das für unsere Zuhörer etwas einfacher erklären?
Mezzenga: Natürlich. Unser Gel besteht hauptsächlich aus Wasser und einem Protein, das ein einzelnes Eisenatom trägt. Dieses Atom beschleunigt die Umwandlung von Ethanol, das in alkoholischen Getränken enthalten ist, in Essigsäure. Der große Vorteil dabei ist, dass dieser Prozess so schnell abläuft, dass kein Acetaldehyd entsteht. Acetaldehyd ist ein giftiges Zwischenprodukt im Alkoholstoffwechsel, das Leber und Darm schädigen kann. Durch die Umwandlung von Ethanol direkt in Essigsäure verhindern wir die Bildung von Acetaldehyd und reduzieren so die Toxizität des Alkohols.
Noah: Bedeutet das, dass man die berauschenden Effekte von Alkohol nicht mehr spürt?
Mezzenga: Bei der Dosierung, die wir bisher verwendet haben, wandeln wir etwas mehr als 50% des Alkohols um, sodass der restliche Alkohol weiterhin durch den Blutkreislauf zirkuliert. Man spürt also immer noch die Auswirkungen des Alkohols, allerdings in reduziertem Maße.
Noah: Oh, das ist interessant. Ich habe es so verstanden, dass man die Effekte des Alkohols nicht mehr spüren würde.
Mezzenga: Es kommt darauf an, wie viel Gel man einnimmt und wie viel Alkohol konsumiert wird. Bei geringerer Gelmenge wird weniger Alkohol umgewandelt. Eine größere Menge des Gels führt zu einer höheren Umwandlungsrate von Alkohol zu Essigsäure. Die Wirkung hängt stark von der Dosierung ab.
Noah: Also, wenn ich das Gel vorher einnehme und dann zwei Bier trinke, spüre ich zwar immer noch die Wirkung, aber es schadet meinem Körper nicht?
Mezzenga: Ja, genau. Wir haben diese Technologie bisher nur an Mäusen getestet, nicht an Menschen. Aber basierend auf unseren Ergebnissen bei Mäusen können wir erwarten, dass eine Maus, die zwei Biere trinkt, die Wirkung des einen Bieres spürt, während das andere Bier durch das Gel verdaut wird. Das bedeutet, dass die Giftigkeit der beiden Biere im Wesentlichen auf die Giftigkeit eines Bieres reduziert wird. Wie stark der Effekt ist, hängt von der Dosis des Gels ab.
Noah: Verstehe. Und würdest du empfehlen ein Bier und das Anti-Alkohol-Gel zu konsumieren oder einfach alkoholfreies Bier?
Mezzenga: Für Menschen, die auf ihre Gesundheit achten möchten, ist alkoholfreies Bier definitiv die bessere Wahl. Unsere Technologie ist in erster Linie darauf ausgerichtet, Menschen mit chronischer Alkoholabhängigkeit und -sucht zu helfen. Jedes Jahr leiden Millionen Menschen unter den Folgen von Alkoholmissbrauch. Unser Gel könnte eine unterstützende Rolle in der Therapie dieser Krankheiten spielen, indem es die Toxizität des Alkohols reduziert.
Noah: Das ist interessant, denn als ich zum ersten Mal von diesem Gel gehört habe, dachte ich, es könnte ähnlich wie Laktase-Kapseln sein, die Menschen mit Laktoseintoleranz helfen, Laktose zu verdauen.
Mezzenga: Ja, unser Fokus liegt momentan auf der Entwicklung der Alkoholentgiftungstechnologie, aber es wäre interessant zu sehen, ob wir ähnliche Prinzipien auch für andere Moleküle nutzen könnten. Derzeit stehen wir jedoch noch am Anfang unserer Tests mit dem Alkohol-Gel, daher können wir noch keine Schlussfolgerungen für andere Substanzen ziehen.
Noah: Hat das Gel irgendwelche negativen Auswirkungen auf den Körper?
Mezzenga: Für diese Frage benötigen wir definitiv weitere Studien am Menschen, die wir bisher noch nicht durchgeführt haben. Basierend auf unseren Mäusestudien konnten wir jedoch beobachten, dass Organschäden durch starken Alkoholkonsum reduziert werden könnten, wenn das Gel verwendet wird. Die Gesundheit der Gewebe war bei den Mäusen, die das Gel konsumierten, besser verglichen mit den Mäusen, die nur Alkohol erhielten. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich das bei Menschen zeigt.
Noah: Interessant. Hast du persönlich das Gel schon probiert? Wie schmeckt es?
Mezzenga: Ich habe dieses spezielle Gel noch nicht probiert, obwohl ich ähnliche Präparate getestet habe, die in Ordnung waren. Das Gel besteht zu 98% aus Wasser, also kann man es so verwenden, wie man möchte. Aber für diesen speziellen Test müssten wir die Mäuse fragen.
Noah: Danke.