Meth in Nürnberg, Speed am Main, Kokainhauptstadt Hamburg
Eklig, aber wahr: Abwasser ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Durch Abwasseranalysen lässt sich herausfinden, was Menschen konsumieren.
Eklig, aber wahr: Abwasser ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Durch Abwasseranalysen lässt sich herausfinden, was Menschen konsumieren.
Über den Konsum illegaler Substanzen wird in der Regel nicht öffentlich geredet. Wer wissen will, was sich Menschen einschmeißen, muss sich also das Abwasser ansehen. Die Kloake ist für die meisten natürlich keine angenehme, dafür aber eine verräterische Angelegenheit. Deshalb untersucht die EU seit 2011 in regelmäßigen Abwasseruntersuchungen, was für Drogenrückstände durch europäische Abwasserrohre fließen. Daraus lässt sich ableiten, welche und wie viele Drogen wir konsumieren.
2021 wurde das Abwasser im Rahmen der Studie in 19 europäischen Städten auf Spuren von vier illegalen Stimulanzien – Kokain, Amphetamin, Methamphetamin, MDMA/Ecstasy – untersucht.
Ein Ergebnis der Untersuchung der Abwässer von Berlin zeigt, dass sich die darin messbaren Rückstände von Kokain seit 2017 trotz der Pandemie verdoppelten.
Neben zeitlichen Vergleichen ermöglicht die Studie zudem, Drogentrends geographisch zu verorten. Kokain wird vor allem im Süden und Westen Europas konsumiert, Amphetamin – auch bekannt als Speed – im Norden und Osten. Das verwandte Methamphetamin – also Crystal Meth – zeigte sich vor allem in Nordeuropa, im Osten Deutschlands (überdurchschnittlich viel in den Orten nahe der tschechischen Grenze), Spanien und Zypern. Während Hamburg Deutschlands Kokainhauptstadt ist, ist der größte Kokainkonsum Mitteldeutschlands in Magdeburg zu verzeichnen. Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts liegt auch bei Speed und MDMA vorn, während die größten Mengen Crystal Meth in Erfurt festgestellt wurden.
Natürlich ist Abwasser nicht gleich Grund- und dank der Klärwerke auch nicht gleich Leitungswasser. Allerdings hängt im Wasserkreislauf alles zusammen. Das gereinigte Wasser wird nach der Aufbereitung wieder in die Gewässer geleitet und gelangt so wieder in den natürlichen Wasserkreislauf. Es fließt also wieder zurück in die Natur, aus der wir unser Trinkwasser gewinnen.
Kläranlagen arbeiten mit biologischen, chemischen und mechanischen Behandlungsverfahren, um ungelöste Stoffe herauszufiltern. Allerdings sind einige Fachleute skeptisch ob wirklich alle Stoffe im Wasser ausnahmslos erfasst werden. So wird zum Beispiel wird seit einigen Jahren auch erforscht, wie sich Antibiotika-Resistenzen über Kläranlagen ausbreiten.