Voo Archive: Warum Sale nicht nachhaltig ist
Voo Archive bewahrt den Wert vergangener Modekollektionen, indem es Einzelstücke in einer kuratierten Archivauswahl aufnimmt.
Voo Archive bewahrt den Wert vergangener Modekollektionen, indem es Einzelstücke in einer kuratierten Archivauswahl aufnimmt.
Längst ist der Sale nicht mehr auf den traditionellen Sommer- oder Winterkollektionswechsel beschränkt. Bei genauem Hinschauen wird deutlich, dass die Modeindustrie den Sale oft nicht als wirklichen Abverkauf, sondern als Marketing-Methode anwendet. "Die neuesten Kollektionen werden schnell reduziert und wenn wir uns nicht an den Preisnachlass anpassen, dann kaufen die Kundinnen den Artikel halt woanders", erklärt Thibaud Guyonnet (Creative Director & Head Of Buying beim Voo Store).
Der immerwährende Wechsel von „in“ und „out“ lädt dazu ein, Trends zu folgen und schneller neue Ware zu kaufen als Bedarf besteht. Trends sind folglich auf Konsum ausgelegt und der ständige Drang nach weiteren Käufen hat sogar einen Namen: „novelty seeking“. Ein Kaufverhalten, nachdem Konsument:innen immer schneller und immer mehr neue Kleidung wollen. Gut für die Verkäufer:innen, könnte man meinen - doch die Realität sieht anders aus.
Durch den stetigen Trendwandel erhöht sich der Druck auf die Verkäufer:innen „alte“ Kollektionen schnellstmöglich loswerden zu müssen. Diesem Phänomen möchten die Macher:innen des Voo Store in Berlin etwas entgegensetzen: Voo Archive heißt das ambitionierte Projekt, das Werte und Geschichte ausgewählter Stücke bewahrt. Die Archivauswahl ist liebevoll kuratiert und umfasst VooStore-Artikel der vergangenen Saison sowie eine sorgfältige Auswahl Vintage-Stücke. "Nur weil ein Kleidungsstück aus einer vergangenen Saison ist, macht es das nicht weniger schön - und es ist dadurch auch nicht weniger wert", fasst Thibaud Guyonnet den Grundgedanken hinter dem Projekt zusammen. Fashion wird immer dann wertvoll, wenn sie auch Kunst oder Design ist und nicht nur Kommerz. Dafür möchte man mit dem Voo Archive Bewusstsein schaffen. Neben dem Umdenken von Konsumgewohnheiten bietet das Voo Archive zudem die Möglichkeit, sich durch den Kauf von Einzelstücken von der gesichtslosen Massenmode abzuheben
Damit trifft das Team des Voo Store erneut den Puls der Zeit, denn Gebrauchtes zu tragen ist heutzutage eher ein Statement als eine Frage des Geldes. Dabei hat der Hype um Haute Couture aus zweiter Hand seinen Zenit noch längst nicht erreicht. Nach einem Report der weltweit größten Wiederverwertungs-Plattform Thredup ist der Markt für gebrauchte Kleidung in den letzten drei Jahren 21-mal so schnell gewachsen wie der für Neuware. Das kalifornische Unternehmen erwartet, dass das Volumen allein in den USA in den kommenden fünf Jahren von 24 Milliarden Dollar auf 51 Milliarden zunimmt. Der Secondhand-Markt wäre demnach im Jahre 2028 eineinhalbmal größer als der für Fast Fashion.