Musikdoku FCK2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter

Vor 28 Jahren, im Jahr 1994, veröffentlichen Scooter ihre erste Single "Hyper Hyper". Der Song spaltet die Nation. Westbam bezeichnet den Track als "die schlechteste Nummer der Welt". Trotzdem kaufen über eine halbe Million Menschen die Single, die in den Charts bis auf Platz #2 klettert. Dabei ist Scooter zu diesem Zeitpunkt im Grunde noch eine Studioband. Der Act, bestehend aus H.P. Baxxter, Rick J. Jordan, H.P.`s Cousin Ferris Bueller und Jens Thele und begreift sich als Remix-Team, das Auftragsarbeiten liefert. Eigentlich. Denn H.P. Baxxter, der bereits seit seiner Jugend blondierte Haare und Kajal trägt, sucht die Lücke - und fand sie.

Jahre später begleitet Regisseurin Cordula Kablitz-Post, die für ihre ARTE Doku-Reihe „Durch die Nacht mit…“ den Grimme-Preis erhalten hat, die ikonische Band mit ihrer Kamera - privat, im Studio, auf Reisen oder auf Konzerten. Der Titel der daraus entstandenen Musikdokumentation ist programmatisch: FCK 2020, zugleich auch der Titel eines Scooter-Hits aus dem Jahr 2020, begegnet der pandemisch verordneten Vollbremsung aller Aktivitäten mit surrealem Humor, anarchischem Widerstandsgeist, und packenden Live- sowie privaten Archivaufnahmen.

Erzählt wird die Geschichte, wie die vier Bandmitglieder um Baxxter mit der ihnen auferlegten Corona-Pause umgehen. Während hinter den Kulissen rund um die Uhr telefoniert wird, um – vielleicht – eines Tages wieder vor Zehntausenden auf Raves und Festivals performen zu können, sucht die Band nach neuen Wegen, um Kontakt zu ihren Fans zu halten. Trotz der Arbeit am neuen Album, einem Autokinokonzert und Musikvideoproduktionen in ganz Europa bleibt noch genügend Zeit für private Aktivitäten. Nach dem alljährlichen Urlaub in Saint-Tropez und Parties, wo immer es gerade wieder geht, erkrankt H.P. selbst an Corona, kommt aber glimpflich davon. H.P. Baxxter nutzt die unverhoffte Freizeit, um sein Haus zu renovieren, die Gemälde umzuhängen, neue Songs aufzunehmen und seine Mutter in Ostfriesland zu besuchen, mit der er seine musikalischen Anfänge Revue passieren lässt. Privates Super 8 Material zeigt den jungen langhaarigen Hans Peter Geerdes als Fan von Richie Blackmore sowie die musikalischen Anfänge mit seiner Schwester Britt und dem Scooter Bandkollegen Rick J. Jordan, damals noch als Teil der Synth-Pop-Band Celebrate the Nun.

Das Regisseurin Kablitz-Post die dokumentarische Umsetzung gut gelinkt, verwundert nicht, ist sie doch in dem Genre zuhause. Sie arbeitet seit 1989 als Regisseurin, Autorin und Produzentin, drehte zahlreiche biographische Künstler-Porträts und Musikvideos u.a. für Udo Lindenberg, Nina Hagen und Sven Väth. Sie arbeitete oft mit Christoph Schlingensief und führte Regie u.a. beim Kinospielfilm „Lou Andreas-Salomé“ (2016). Ihr Film „Weil Du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour“ feierte 2019 im Rahmen der Berlinale seine Weltpremiere und lockte über 120.000 Zuschauer in die deutschen Kinos. Auch bei diesem Projekt arbeitete sie mit D.O.P. Christopher Rowe und Editorin Mechthild Barth zusammen. FCK 2020 wurde von avanti media fiction GmbH (Cordula Kablitz-Post) in Co-Produktion mit dem NDR (Timo Großpietsch) produziert. Gefördert wurde der Dokumentarfilm von der FFA, dem DFFF, der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Nordmedia und dem Medienboard Berlin Brandenburg.

FCK2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter, FSK ab 12 freigegeben, 1 Std. 53 Min. / Kinsostart: 12. Januar 2023