Atonal Festival im Kraftwerk Berlin
Nach zweijähriger Corona-Pause meldet sich das Atonal Festival zurück - und gibt sich imposanter denn je
Nach zweijähriger Corona-Pause meldet sich das Atonal Festival zurück - und gibt sich imposanter denn je
Wer oder was ist eigentlich ein Metabolic Rift? Niemand geringeres als Karl Marx prägte diesen Begriff, mit welchem er den unheilbaren Riss zwischen Gesellschaft und Natur beschrieb. Metabolic Rift ist aber auch der Titel der aktuellen Berlin Atonal-Ausgabe - jenes avantgardistischen Festivalformats, welches hinter den massiven Mauern des Kraftwerks in der Köpenicker Straße in Berlin gekonnt visuelle Kunst mit experimenteller Musik verbindet.
Interessierte können noch bis zum 30. Oktober die Veranstaltung im ehemaligen Heizkraftwerk besuchen. Neben dem musikalischen Programm, welches sieben Konzertabende mit Musikschaffenden wie dem Berliner Moritz von Oswald Trio oder dem britischen Technoproduzenten Actress umfasst, empfehlen wir besonders den multimedialen Streifzug durch die Ausstellung.
Alle 15 Minuten startet eine Tour durch die interdisziplinäre und multimediale Ausstellung, die von der Kulturstiftung des Bundes mit 245 000 Euro gefördert wurde. Der erste Teil der Ausstellungstour dauert circa 45 Minuten und führt durch bisher unzugängliche Areale des Kraftwerks. Viel sehen kann man vom brutalistischen Bauwerk allerdings nicht - dafür ist es schlicht zu dunkel. Durch die Dunkelheit geleitet werden die Besucher:innen von gelben Lichtern, die etwas Orientierung erlauben und den Weg vorgeben. Nach jedem Raum gehen neue Lichter an und zeigen so, wo es weitergeht. Nach der Schnitzeljagd durch die Dunkelheit gibt es dann noch einen Bereich zur freien Bewegung, der nicht mit weniger Reizüberflutung in den Bann zieht. Überall flackern Lichter und ertönen laute, schrille Klänge. Nicht nur Sound-, Video- und Lichtkunst-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Auch Gaming-Nerds und Nachtleben-Schwärmer:innen sollten das Atonal Festival nicht verpassen.
Müsste man aus dem Überangebot an Licht- und Ton ein Highlight benennen, dann gehört die Arbeit der 94-jährigen Computerkunstpionierin Lillian F. Schwartz sicher dazu. Das psychedelische Stop-Motion-Werk ist in der ersten Ausstellungshälfte zu sehen. Es ist ein Zusammenschnitt von Zeichnungen der US-amerikanischen Künstlerin, die in schnell übereinander geschnitten Sequenzen präsentiert wird und mit hämmernden Bässen der chinesischen Produzentin Hyph11E unterlegt ist.
Berlin Atonal Festival: „Metabolic Rift“ bis 30. Oktober 2021, Tagestickets ab 15 Euro